Ein Auszug aus dem Artikel:
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Peugeot hat die zweite Generation des 3008 klarer positioniert. So soll er mehr Kunden finden. Ob ihm das gelingt? Wir haben den Peugeot 3008 Puretech 130 zum Vergleichstest gegen Nissan Qashqai 1.2 DIG-T und VW Tiguan 1.4 TSI gebeten.
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Wie 2007 beim ersten TestDer neue Audi Q2 im Video! des Nissan Qashqai. Da war zu lesen, das Leben sei voller Kompromisse, wie sich oft bei Berufen, Häusern oder Ehepartnern zeige, da brauche man nicht auch noch ein Auto, das ein Kompromiss sei. Zwei Jahre später kam der erste Peugeot 3008 zum Test, in dem es frech hieß, der Wagen werfe „einen Schatten wie ein schwangeres Nilpferdweibchen“. Wobei nun eine feine Gelegenheit wäre, das Gerücht in die Welt zu setzen, dass sich neben Pressestellen auch Tierschützer meldeten, um ihren Unmut über den Vergleich zu bekunden. Dagegen konnte man den VW Tiguan beim Erstauftritt 2007 nicht missverstehen. Er war der Golf fürs Grobe, vor allem fürs Höhersitzen.
Und ist es in der seit Frühjahr angebotenen zweiten Generation geblieben. Am Konzept des Qashqai hat sich nach dem Modellwechsel 2013 auch nichts geändert, wohl aber beim 3008. Er positioniert sich klarer, stylt sich prägnanter, möbliert sich moderner. Ob er damit zu einem Siegertyp wird? Starten wir die Basisbenziner und finden es raus.
Sicher durch den Alltag im Peugeot
Vielleicht war das mit dem ersten 3008 auch deswegen so schwierig, weil man solche Ideen eher von RenaultVideo Formel Schmidt Spezial: Wer folgt auf Rosberg? oder Citroën erwartet – weil es da eine lange Tradition darin gibt, die Kunden zu verwirren. Peugeot dagegen gefiel sich lang in konventionell-dezenter Eleganz – die sich der erste 3008 kaum nachsagen lassen musste.
Anders der neue: Wie 308 und der siebensitzige 5008, der im Frühjahr 2017 kommt, basiert er auf PSAs Universalplattform EMP2. Dabei erstreckt er sich auf 4,45 Meter Länge – nur vier Zentimeter weniger als der VW. Doch drinnen liegt das Raumangebot auf dem Niveau des kürzeren Nissan. Auf der tief montierten, nicht sehr halt- oder komfortintensiv gepolsterten Bank kommen zwei Erwachsene gut unter, wegen des großen Panoramaschiebedaches fällt die Kopffreiheit aber knapp aus. Zwei Kindersitze lassen sich auf der Bank leicht isofixieren, ein weiterer auf dem Beifahrersitz. Denn ja, der 3008 hat es drauf mit Alltagsbelangen, kann die Höhe des Ladebodens variieren, die Rücksitzlehne zweigeteilt und fernentriegelt klappen, hat viele Ablagen und kommt als Allure mit umfangreicher Assistenzabsicherung, vom Spurhalte-/Spurwechselhelfer über Kollisionswarner bis zum Notbremssystem.
Ausschließlich digitale Anzeigen auf zwei Bildschirmen
Ansonsten ist er ein Modell ohne Analogie, nutzt ausschließlich digitale Anzeigen. So flirren im hochwertig eingerichteten, solide verarbeiteten Cockpit alle Informationen über zwei Bildschirme. Die Instrumentierung hinter dem kleinen Lenkrad lässt sich in vier Varianten darstellen oder individuell zusammenstellen. Für den Touchscreen, der neben Navi, Telefon sowie Musik auch Klima und Fahrzeugkonfigurierung regelt, gibt es eine Leiste mit Direktwahltasten.
Besonders gelungener Dreizylinder im 3008
Wir drücken lieber auf den Startknopf – feste und lange, nur so springt der Turbobenziner an, macht dann feste und lange Druck. Der sparsame 1.200er (7,7 l/100 km) ist ein besonders gelungener Dreizylinder. Er legt homogen und wuchtig los, dreht mit Laune, aber ohne Lärm hoch und weit über 6.000. Dann gilt es, den nächsten der sechs passend gestuften Gänge über den schwergängigen Knubbelschalthebel reinzuknorpeln. Und weiter geht’s. In engen Kurven vermag der Motor gar die Traktionsreserven des nur mit Vorderradantrieb erhältlichen 3008 herauszufordern. Was in Kurven die kleinere Herausforderung ist. Die größere besteht auch beim 3008 in der Kombination aus kleinem Lenkrad und giftig ansprechender Lenkung. Beides gaukelt eine Agilität vor, die im Widerspruch zum echten Handlingtalent steht. So kurvt der Peugeot streng ESP-gebremst und mit sachtem Wanken durch Kurven. Dabei verbreitet die Lenkung Hektik, nicht aber Rückmeldung – wobei, also stößig ist sie schon.
Den Komfort hat der 3008 besser drauf: Er federt kurze Unebenheiten etwas harsch, lange dagegen beflissen weg. Schließlich gilt es, die guten Bremsen und die reichhaltige Ausstattung zu erwähnen. Fast alles anders, vieles besser, aber ist der Peugeot hier am allerbesten?
Nissan konzentriert sich auf das Wesentliche
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VW punktet mit Platz und Variabilität
Obgleich der Tiguan noch so neu ist, erklärten wir ihn ja schon im Detail. Also genügt es, hier kurz zu erwähnen, dass er neben dem besten Platzangebot für Passagiere und Gepäck die trickreichste Variabilität auffährt: Die Rückbank rückt um 18 Zentimeter, klappt geteilt und fernentriegelt, die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich flach legen, und für 190 Euro extra ebnet ein variabler Ladeboden die Stufen des Kofferraums ein.
Weisen wir noch auf die hochwertige Material- und Verarbeitungsgüte hin, das reichhaltige Assistenzarsenal und die eingängige Bedienung. Die setzt aber mit optionalen Digitalinstrumenten (510 Euro, nur mit Navi) einen gewissen Entdeckerdrang voraus, um alle Funktionen zu ergründen. Wenden wir uns also dem Antrieb zu, schließlich war der Tiguan bisher nur als Allradler und mit Doppelkupplungsgetriebe bei uns. Beides gibt es nicht für den 1.4 TSI, was wenig schadet. Wie bei Qashqai und 3008 ist beim Tiguan der Basisbenziner ein besonders empfehlenswerter Motor. Seine 125 PS gelangen über die gut gestufte, präzise Sechsgangbox an die Vorderräder – in engen Kurven mitunter gar etwas zu zügellos. Dann schubbert der Tiguan bei eiliger Fahrt erst ins Untersteuern, raspelt sich dann aus der Kurve. Traktionskontrolle und ESP haben das aber im Griff. Dazu meldet der VW früh über die präzise, direkte, aber entspannt ansprechende Lenkung, wann die Traktion schwindet.
Basisbenziner im Tiguan besser als erwartet
Im Alltag überwiegen die Vorteile des Basisantriebs. Der 1,4-Liter zieht homogen voran, bleibt lange kultiviert, tönt erst bei hohen Drehzahlen kerniger. Die braucht er selten, liegt wegen des unwesentlich fülligeren, aber wesentlich früheren Drehmomentmaximums trotz des höheren Gewichts auf dem Temperamentsniveau des Qashqai. Dabei verbraucht der VW mit 8,2 l/100 km etwas mehr (aber 1,1 l/100 km weniger als mit 180-PS-Benziner, DSG und Allrad).
Größeren Abstand zu den Rivalen schafft er beim Komfort. Die Vordersitze sind hoch positioniert, aber langstreckenkuschelig. Dazu steckt der adaptivgedämpfte VW selbst herbe Unebenheiten beflissen weg. Natürlich kosten diese Dämpfer extra (1.045 Euro), wie die 18-Zoll-Räder auch (540 Euro). So ist der bewertete Preis des Siegers wieder mal der höchste. Aber – und das wissen wir seit 70 Jahren – das versteht sich ja fast von selbst.
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Fazit:
1. VW Tiguan 1.4 TSI
426 Punkte
Es mag aufregendere Kompakt-SUV geben, dazu viele günstigere. Doch gerade in der Basis überzeugt der komfortable, geräumige, sichere und hochvariable Tiguan besonders.
Quelle:
http://www.auto-motor-und-spor…tiguan-test-11591758.html